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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 199

1911 - Erfurt : Keyser
— 199 — Fenster des Geleitshauses bis auf eins, das heule noch vermauert ist, wieder geöffnet wurden. Verlauf eines Tages: Am Tage sah man niemand arbei- ten, nur die Sekretäre der Minister waren anscheinend mit Abschreiben beschäftigt. Die Tagesstunden schienen ausschließlich dem Vergnügen gewidmet zu fein. Gegen 9 Uhr vormittags fuhren die Herrschaften zur Audienz beim Lever (Morgenauswartung) der beiden Kaiser, und der Rest des Vormittags verstrich unter wechselseitigen Besuchen. Bei der Tafel kamen die Monarchen öfter mit Napoleon zusammen, bei welchem in der Regel nur der Kaiser Alexander speiste. Nach 7 Uhr abends begaben sich die beiden Majestäten und die meisten der anwesenden Großen ins Theater. — Nach Schluß desselben begleitete Napoleon den russischen Kaiser zur Wohnung, wo dann bei verschlossenen Türen oft bis *2 oder 3 Uhr nachts Verhandlungen gepflogen wurden. Häufig kamen auch die Kaiser zur Nachtzeit auf dem Gouvernement zusammen, und die wichtigsten Besprechungen wurden tun diese Zeit gehalten, so daß die Sekretäre der Minister selten vor 5 Uhr morgens zu Bett kamen. Napoleon und die Fürsten: So spielte sich der geschäft- liche Teil des Kongresses tief in der Nacht ab. Während der Erfurter Bürger längst in den Federn lag, wurde in den Mauern feiner Stadt über die Geschicke Europas bereiten und von den mächtigsten Herrschern ein Bündnis geschlossen, ohne daß auch nur das Geringste davon in die Oeffentlichkeit drang. Nur so viel war auch dem Nichteingeweihten klar, daß die einzigen handelnden Personen die beiden Kaiser waren. Die erst auf ihren eigenen Wunsch hinzugezogenen deutschen Fürsten bildeten den glänzenden Hintergrund, von dem die Figur Napoleons sich um so wirkungsvoller abhob. Nur ein deutscher Fürst stand Napoleon näher und wurde von ihm bei jeder sich darbietenden Gelegenheit ausgezeichnet: der König von Sachsen. Den übrigen deutschen Fürsten trat Napoleon mehr oder weniger kühl-höflich und zurückhaltend gegenüber. Für sie war der Besuch des Kongresses, dem sie, ohne den Gewaltigen zu erzürnen, nicht sern bleiben konnten, keine Annehmlichkeit. Hierfür sei ein Beispiel aufgeführt. Napoleon hatte Befehl erteilt, daß die Hauptwache nur bei feinem und des ruffifchen Kaisers Erscheinen ins Gewehr treten solle. Eines Tages kommt ein König mit seinem Gefolge auf die Hauptwache zu, der Wachtposten, sei es, daß er feine Anweisung nicht genau kannte oder daß er unsicher geworden war, ruft die Wache heraus. Die Soldaten eilen an die Gewehre. Doch der französische Wachtoffizier erkennt mit einem Blick den Irrtum und brüllt den Wachtposten an: „Taisez-vous, ce n’est qu’un roi!“ Die Soldaten fetzen die Gewehre wieder hin und verschwinden im Wachtgebäude; die bereits

2. Die Zeit der Umwälzungen - S. 82

1909 - Leipzig : Hirt
82 Quellenstze. heute unter den gnstigsten Verhltnissen stattgefunden. In gewisser Beziehung ist dieses Ereignis, da es den Anfangspunkt der Bentzung der Eisenbahnen im Preuischen Staate bildet, fr diesen eines der wichtigsten des Jahrhunderts. Ein schneidendes Pfeifen gab das Signal zur Abfahrt. Sie begann in langsamem Tempo, wuchs aber mit jeder Sekunde, bis sie jene rapide Schnelligkeit erreicht hatte, wodurch die Eisenbahnen ihren so glnzenden Sieg der alle sonstigen Mittel des Fortkommens erfochten. Einige Reiter versuchten eine Zeit lang den Wagenzug zu begleiten; doch schon nach wenigen Minuten konnten die erschpften Pferde nicht mehr in gleicher Schnelligkeit folgen." 8) König Friedrich Wilhelm der Vierte ruht in Gott. Er ist erlst von den schweren Leiden, die er mit frommer Ergebung trug . . . Dem Könige, der so Groes zu begrnden wute, dessen unvergeliches Wort: Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen! auch Meine Seele erfllt, gebhrt ein hervorragender Platz in der glorreichen Reihe der Monarchen, welchen Preußen seine Gre verdankt, welche es zum Trger des deutschen Geistes machten... Es ist Preuens Bestimmung nicht, dem Genu der erworbenen Gter zu leben. In der Anspannung seiner geistigen und sittlichen Krfte, in dem Ernst und der Aufrichtigkeit seiner religisen Gesinnung, in der Vereinigung von Gehorsam und Freiheit, in der Strkung seiner Wehrkraft liegen die Bedingungen seiner Macht; nur so vermag es seinen Rang unter den Staaten Europas zu behaupten . . . Meine Pflichten fr Preußen fallen mit Meinen Pflichten fr Deutschland zusammen. Als deutschem Fürsten liegt Mir ob, Preußen in derjenigen Stellung zu krftigen, welche es vermge seiner rhm-vollen Geschichte, seiner entwickelten Heeresorganisation unter den deutschen Staaten zum Heile aller einnehmen mu." (Wilhelm I., An Mein Volk.) 9) Whrend eines ganz unglaublich langweiligen Vortrages eines hochge-schtzten Kollegen" schrieb er an seine Schwester: Ich habe nie gezweifelt, da sie alle mit Wasser kochen, aber eine so nchterne, einfltige Wassersuppe, auf der auch nicht ein einziges Fettauge zu spren ist, berrascht mich. Schickt den Schulzen $ oder Herrn von 2) aus dem Chausseehause her; wenn sie gewaschen und gekmmt sind, so will ich in der Diplomatie Staat mit ihnen machen." 10) Das Vertrauen ist allgemein. . . Jeder so todesmutig, ruhig, folgsam, gesittet, mit leerem Magen, nassen Kleidern, nassem Lager, wenig Schlaf, abfallenden Stieselsohlen, freundlich gegen alle, kein Plndern und Sengen, bezahlen, was sie knnen, und essen verschimmeltes Brot. Es mu doch ein tiefer Grund von Gottes-furcht im gemeinen Mann bei uns sitzen, sonst knnte das alles nicht sein. (Aus einem Briefe Bismarcks an seine Gemahlin.) 11) Telegramm des Knigs an seine Gemahlin: Welches Glck, dieser neue groe Sieg durch Fritz! Preise nur Gott fr seine Gnade! Gewann einige 30 Geschtze, 2 Adler, 6 Mitrailleusen, 4000 Gefangene. Mac Mahon war verstrkt aus der Hauptarmee. Es soll Viktoria geschossen werden. Wilhelm." 12) Napoleon ort Wilhelm: Monsieur mon frere! N'ayant pas pu mourir au milieu de mes troupes, il ne me reste qu' remettre mon epee aux mains de Votre Majeste. Je suis de Votre Majeste le von frere Sedan, le ler septembre 1870. Napoleon. 13) Anfang und Schlu der Proklamation: An das beutsche Volk." Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen, nachdem die deutschen Fürsten und freien Städte bat einmtigen Ruf an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des Deutschen Reiches die seit mehr denn 60 Jahren

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 171

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 171 — unermüdlicher Reiter und Jäger; zugleich aber zeichnete er sich als tüchtiger Landwirt aus und fand in der Bewirtschaftung seines Gutes die größte Freude. — In dieser Zeit verdiente er sich auch seinen ersten Orden. Später fragte ihn einmal ein feiner Herr etwas spöttisch: „Wofür erhielten Sie die Denkmünze da?" — „Ich habe die Gewohnheit, zuweilen einem Menschen das Leben zu retten," antwortete Bismarck kurz und stolz. Die Denkmünze war die preußische Rettungsmedaille , und Bismarck hatte sie erhalten, weil er mit eigner Lebensgefahr seinen Reitknecht vom Tode des Ertrinkens gerettet hatte. Der in der ganzen Gegend angesehene junge Gutsbesitzer wurde Deichhauptmann, und in dem ersten preußischen Landtage Abgeordneter. Da hielt er seine erste Rede. Ein Abgeordneter hatte behauptet, das preußische Volk habe sich 1813 nur erhoben, um eine Verfassung zu erlangen. Aber Bismarck widersprach: es habe sich erhoben, um die Schmach der Fremdherrschaft abzuschütteln! „Es heißt meines Erachtens," sagte er, „der Nationalehre einen schlechten Dienst erweisen, wenn man annimmt, daß Mißhandlung und Erniedrigung, welche Preußen durch einen fremden Gewalthaber erlitten, nicht hinreichend gewesen seien, ihr Blut in Wallung zu bringen, und durch den Haß gegen die Fremdherrschaft alle andern Gefühle übertäubt werden zu lasten!" Auch weiter trat er in kühnen schlagfertigen Reden allen entgegen, die er für Gegner des preußischen Königs hielt. 3. Der Gesandte Bismarck. Auf einen so mutigen und dabei kenntnisreichen Abgeordneten wurde der König Friedrich Wilhelm Iv. aufmerksam. Er ließ sich gern mit Bismarck in Gespräche ein und fragte ihn oft um Rat. „Er hielt mich," sagte später Bismarck, „für ein Ei, aus dem er einen Minister ausbrüten wollte." Eines Tages fragte ihn der König, ob er den Posten des preußischen Gesandten am Bundestage in Frankfurt übernehmen wolle. Das war ein ganz neuer, fremder Beruf für Bismarck, aber kurz entschlossen sagte er sofort: „Eure Majestät können es ja mit mir versuchen. Geht es nicht, so ist es ja leicht, mich wieder nach Hause zu rufen." So wurde Bismarck Diplomat. Nach Frankfurt ging er in dem Gedanken, daß Preußen mit Österreich immerwährende Freundschaft suchen und mit ihm vereinigt Deutschland leiten müsse. Aber bald erkannte er, daß Österreich in Deutschland allein herrschen und Preußen nicht aufkommen lassen wollte. Auch in Kleinigkeiten zeigte sich das. Einmal besuchte Bismarck den österreichischen Gesandten. Der tat, als wenn der Vertreter Preußens weniger wäre als er, rauchte seine Zigarre weiter und bot

4. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 230

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
230 Schiffbruch hat das Schiff gelitten; Bier entkamen nur dem Tod, Die der mächt'ge Herr der Wüste Vor den Herrscherthron entbot. Und der Herr drückt ihm die Hand, Nähert freundlich sich dem Vierten, Der noch in der Ecke stand. Als er fragte, »ver sie seien, Trat der erste zu ihm hin: „Kannst du, Herr der Wüste, zweifeln Daß ich ein Franzose bin?" „Ich bin — ich bin —" so stammelt dieser Und verstummt errötend dann, Daß der Fürst mit Zweifel schauet Einen nach dem andern an. Gnädig lächelt drauf der Herrscher, Bot ihm freundlichst seine Hand: „Sollst erfahren, tapfrer Franke, Meiner Anerkennung Pfand!" Doch der Brite sprach mitleidig: „Herr, ich weiß, wie gut du bist, Drum verzeih's dem armen Teufels Daß er nur ein Deutscher ist." „Bin ein Brite!" sprach der zweite, Und der Fürst verneiget sich; „Bin ein Russe!" sprach der dritte, Die ersten drei von seinen Gästen Lud der Fürst an seinen Tisch. „Der vierte", sprach er, „soll sich suchen Ein Plätzchen am Bediententisch!" (Aus Hassert, Deutschlands Kolonien.) Selbst als aus dem Kriege 1870/71 ein geeintes deutsches Reich erstand, da bedurfte es noch mehr denn eines Jahrzehntes, um die Übermacht der Gegner kolonialer Bestrebungen zu über- winden und die Einsichtigen im deutschen Volke zu der Erkenntnis zu führen, daß ein Kulturvolk nur dann dem Stillstand entgehen und sich wirtschaftlich wie in seinem politischen Ansehen weitest- gehend entfalten könne, wenn es auch auf dem Meere eine Rolle spiele. So fand denn die Kolonialbewegung einen immer mächtigeren Widerhall. 1882 wurde u. a. die deutsche Kolonialgesellschaft (Aufgabe!) gegründet, und 1883 gab Fürst Bismarck dem Kaufmann Lüderitz auf eine Anfrage die Antwort, daß er bei der Erwerbung noch freien Gebietes auf den Schutz der deutschen Negierung rechnen dürfe. 1884 wurde das Lüderitzland (Angra Pequena) vom Reiche übernommen und 1890 durch Verträge zur heutigen Kolonie Südwestafrika erweitert. In demselben Jahre (1884) wurde durch den verdienten Afrikaforscher Dr.nachtigal auchtogo unter deutschen Schutz gestellt und bald darauf auch in Kamerun die deutsche Flagge gehißt. In diesem Jahre war auch von Dr. Karl Peters die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft gegründet worden. Dieser leitete gleichzeitig durch Verträge mit Negerhäuptlingen die Besitzergreifung Ostafrikas ein, und schon Anfang 1885 wurde Ostafrika unter Reichsschutz gestellt (Major von Wißmann und die Niederwerfung der Aufständischen — Ordnung der Verhält- nisse). Ebenfalls in den Jahren 1884/85 erwarb Deutschland nach Gründung der Neu-Guinea-Gesellschast seinen Kolonial- besitz fern im Stillen Ozean, nämlich zunächst den Nordosten von Neu-Guinea, das Kaiser Wilhelm-Land, und die benachbarten Inselgruppen, den Bismarck-Archipel und die nördlichsten

5. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 83

1913 - [s.l.] : Hirt
20. Bismarck. 83 > als er die Kaiserproklamation verlas, worin der neue Deutsche Kaiser dem Volke verhie: in deutscher Treue seine Glieder zu schtzen, den Frieden zu wahren, die Unabhngigkeit Deutschlands, gesttzt auf die geeinte Kraft des Volkes, zu verteidigen". Die glckliche Beendigung der Verhandlungen, die zu dem glorreichen Frieden von Frankfurt a. M. fhrten, war ein Meisterwerk seiner Staats-kuust. Seiner Dankbarkeit und der des Volkes verlieh der Kaiser Aus-druck, als er den Reichskanzler" in den Frstenstand erhob. Auch in den Jahren des Friedens stand Bismarck als trener Berater Bismarck , r , , cil 9tcicf)5- dem Kaiser zur i>eite. Die Geburtstage oder Festtage in des Frsteu kanzler. Familie waren es vornehmlich, die dem kaiserlichen Herrn Gelegenheit boten, seiner Dankbarkeit und seinem Vertrauen zu fernem groen Minister Ausdruck zu geben. Der Kaiser dankt Gott, da er in entscheidender Stunde ihm Bismarck zur Seite gestellt hat, und freut sich es ist in dem Glckwunschschreiben zur Silbernen Hochzeit , da er nach allen Mhen in der Huslichkeit Erholung und Erquickung findet. Des Fürsten siebzigster Geburtstag war ein Festtag fr das ganze Volk. Da des Kaisers Versprechen, dem Volke den Frieden zu erhalten, bis jetzt erfllt worden ist, war nicht zum wenigsten ein Erfolg Bismarcks. Er schuf den Dreibnnd, das ist ein Bndnis zwischen Deutschland, sterreich und Italien, die sich versprachen, den Frieden zu erhalten und dem von zwei Seiten angegriffenen Nachbarn zu Hilfe zu kommen. Da aber nur der in Frieden gelassen wird, den seine Feinde frchten mssen, so wurde das deutsche Heer dauernd verstrkt, und Bismarcks gewaltige Beredsamkeit berzeugte den Reichstag, da solche Vermehrungen trotz der Siege von 1870/71 notwendig seien. In einer seiner Reden sprach er das herrliche Wort: Wir Deutschen frchten Gott und sonst nichts auf der Welt." Bald stand er vor demselben Reichstag und zeigte ihm den Tod seines geliebten Kaisers an. Da sah man den gewaltigen eisernen Mann weinen, als er seinem Herrn nachrhmte, wie er die Verkrperung der treuen, arbeitsamen Pflichterfllung im Dienste des Vaterlandes gewesen sei; als sichtbaren Beweis dieser Pflichttreue zeigte er die letzte, mit der zitternden Hand des Sterbenden vollzogene volle Namensunterschrift. Nur kurze Zeit durfte der Fürst dem todkranken Sohne seines alten Herrn seine Dienste widmen. Als kstliches Vermchtnis erhielt Kaiser Wilhelm Ii. den bewhrten Berater, den keiner aufrichtiger verehrte als er.

6. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 18

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
18 Jetzt rief Luther, der anfangs manche Forderungen der Bauern gutgeheien hatte, die Fürsten auf, unnachsichtlich gegen die ruberischen und mrderischen Bauern" vorzugehen. Truchse von Waldburg, der Anfhrer des Schwbischen Bundes (einer Gtz von Verlichingen. Vereinigung von Fürsten, Grafen, Rittern und Reichsstdten), schlug die schlechtbewaffneten Bauern in mehreren Treffen und stellte die Ruhe wieder her. Wohl 100 000 Bauern haben bei diesem unheilvollen Aufstande ihr Leben eingebt; das Los der brigen wurde noch hrter als zuvor.

7. Erzählungen aus der Geschichte des Altertums und der deutschen Geschichte - S. 67

1909 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Kapitel Xv. Bismarck. sollte dereinst einen anderen, größeren Deich verwalten! In den schlimmen Revolutionszeiten von 1848 stand er fest auf seiten des Königs und wollte an der Spitze von mehreren tausend altmärkischen Bauern gegen Berlin ziehen. Wenn Bismarck sprach, so fiel besonders seine Schlagfertigkeit auf. Er war nie in Verlegenheit, sondern wußte auf jeden Angriff eine treffende Antwort zu geben. Schon in seinem Gesicht sah man eine ungewöhnliche Willensstärke ausgeprägt. Sein Herz aber war er-süllt vou dem einen Wunsch, sein Vaterland groß, mächtig und glücklich zu sehen. Weil er durch seine Klugheit und Unerschrockenheit dem König aufgefallen war, machte ihn der zum Gesandten in Frankfurt a/Maiu, wo damals die Gesandten der 39 deutschen Staaten zusammensaßen und berieten. Alle aber duckten sich ängstlich vor dem großmächtigen österreichischen Gesandten, nach dessen Pfeife alle zu tanzen pflegten. Die Absicht der Österreicher war, Preußen fleht zu machen. So groß war der Respekt vor dem Österreicher, daß keiner der Herren sich eine Zigarre anzuzünden wagte, bevor nicht der österreichische Herr die seine in Brand gesetzt hatte. Nun kam Bismarck. Als er den Österreicher sich die Zigarre anzünden sah, griff auch er schleunigst in die Tasche und tat dasselbe zum Entsetzen der anderen. War Bismarck so unerschrocken in kleinen Dingen, so war er es erst recht, wenn es sich um etwas Großes handelte. Als Bismarck die feindliche Absicht Öfter- Bismarck im Jahre 1885.

8. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 207

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 207 — Aspern") ist da; siehst du, jener schwarze Mann ist es, der mit einem andern in der Reitallee geht, und den alle grüßen — und warte nur, gewiß sehen wir auch noch andre aus dem hohen Hause, wie sie das heutige Vergnügen teilen und mit genießen. Dort fährt er hinab, der Sechsspänner, und fügt sich in die heutige Wageuorduuug ebenso wie dieser Fiaker, der eben mit seinen zwei mühseligen Braunen vorüberkeucht. Vi. Volksleben der Deutschen im Köhmerwald. („Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild." Auf Anregung und unter Mitwirkung weiland Seiner Kaiserl. und Königl. Hoheit des durch- lauchtigsten Kronprinzen Erzherzog Rudolf begonnen, sortgesetzt unter dem Protektorate Ihrer Kaiserl. und Königl. Hoheit der durchlauchtigsten Frau Kronprinzessin-Witwe Erz- herzogin Stephanie. Böhmen (1. Abteilung). Wien 1894, Druck und Verlag der Kaiser- lich-Königlichen Hof- und Staatsdruckerei. Alfred Höldner, K. und K. Hof- und Uni- versitätsbuchhändler [jetzt Verlagsanstalt „Pallas", Ssien]. 618 Seiten. S. 564—570.) (1. Zur Charakteristik des Volkes.) Eine Viertelmillion Seelen umfassend, bewohnt diese kerndeutsche Bevölkerung das herrliche Berg- und Hügelland an der mittleren und südlichen Westgrenze Böhmens und gibt auf diesem Terrain, der Länge und Breite nach, in Dörfern, Märkten, Städten, von geringfügigen Lokaleigenheiten abgesehen, in voller Überein- stimmnng nach Lebensweise, Muttersprache (Dialekt) und Charaktereigen- tümlichkeit das Abbild ihrer deutschen Nachbarn: der Oberösterreicher und der Bayern. Der Körperbildung nach erscheinen die Männer in etwas über Mittelgröße, sehnenkräftig und mit scharfgezeichneten charakteristischen Gesichts- zügen. Blonde Haare und blaue Augen sind seltener geworden als früher, wo ein Schwarzkopf z. B. seiner Seltenheit wegen Anlaß gab, daß sein Hof den Spitznamen „Zum Schwoarzschädel" erhielt. Daß es im Böhmer- Walde auch Zeiten gab, wo uuter den Männern germanische Hünengestalten auftraten, können alte Leute noch heute bezeugen, und der Verfasser selbst ist einer von diesen alten Leuten. Der eine dieser Hünen ging in seinem Alter mit dem Bettelsack um, war ein Schrecken der Kinder, aber ein gern- gesehener Recke für Männer, die sich nicht satthören konnten, wenn er von seinem Kampf mit dem Bären erzählte, der ihn im Walde überfallen hatte und umklammert hielt, bis er ihn an eine Schichte Holz hutzwang und mit einem Scheite maustot schlug. Der zweite dieser Hünen war in seinen jüngeren Jahren Steinbrecher in einem Kalksteinbruch bei Neuern, genoß im Alter ein erträgliches Gnadenbrot und kam einmal, 80 Jahre alt, zu meinem Vater mit einer Botschaft. Er konnte nur tiefgebückt zur Türe herein und saß dann wie ein riesiger Kachelofen an unserem großen Ecktisch. Mein Vater erinnerte ihn an seine Liebhaberei in jüngeren Jahren bei Musiken, wenn eine Rauferei entstand; da pflegte er die riesigen Tischplatten auf- zuhebeu, umzukehren und auf das Gewühl der Raufenden loszuschlagen, so daß ganze Partien von Streitenden zu Boden sanken oder die Flucht er- griffen. Lächelnd^erzählte er solche Fälle, und wenn er damit zu Ende war, ging seine Stimme noch eine Weile in seiner Riesenbrnst herum wie ein nachhallender Donnerton im Resonanzbodenraum einer Baßgeige. Zur Zeit der Vollkraft dieser Hünen war die Rauflust in dem Volke *) Erzherzog Karl; Stifter schrieb um 1840.

9. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 194

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
194 permanenten Versammlung und büßte damit den größeren Teil der Bedeutung ein, die er für das öffentliche Leben des gesamten Deutschlands noch gehabt hatte. Aus einer persönlichen Vereinigung der meisten oder sämtlicher Reichsstände ward eine schwerfällige Versammlung diplomatischer Vertreter; der unmittelbare Verkehr und Meinungsaustausch der Glieder des Reiches hörte auf, und an seine Stelle traten Gesandte mit Instruktionen. Die Frische und Unmittelbarkeit, welche aus einer imposanten Versammlung von Kaiser, Kurfürsten, Fürsten, städtischen Vertretern nie völlig verschwand, konnte natürlich auf einem säumig besuchten Kongresse von Diplomaten nimmermehr heimisch werden, zumal wenn die unvermeidliche Weitläufigkeit der Formen einer solchen Versammlung durch die pedantische und umständliche Richtung der Zeit noch ins Ungemessene gesteigert ward. Es kam die Zeit, wo der unfruchtbare Hader um die Erzämter, um den Rang, um den Exzellenztitel die wichtigsten Geschäfte verdrängte, wo die Streitfrage, ob die fürstlichen Gesandten nur auf grünen Sesseln zur Tafel sitzen sollten, oder gleich den kurfürstlichen auf roten, ob sie mit Gold oder Silber bedient werden dürften, ob der Reichsprofoß am Maitage den kurfürstlichen Gesandten wirklich sechs, den fürstlichen nur vier Maibäume aufstecken müsse — wo diese und ähnliche Streitfragen mit der größten Wichtigkeit behandelt wurden, aber die dringendsten Interessen der Gesamtheit kaum zur Erörterung kamen. Und wäre diese Pedanterie und Förmlichkeit nur auf den Reichstagssaal zu Regensburg beschränkt gewesen, hätte man nur dort sich bemüht, die immer mehr schwindende Macht und Würde der Sachen durch ängstliche Wahrung eitler Formen zu ersetzen! Aber es drang diese Neigung in das gesamte deutsche Leben; die leeren Formen, das weitläufige und schwerfällige Wesen verwuchsen um so inniger mit uns, je mehr die Nation im ganzen entwöhnt ward, große Interessen im großen Stile zu verfolgen, je mehr sich ihre ganze öffentliche Thätigkeit seit 1648 um kleine Verhältnisse in kleinen Kreisen bewegte, folgen Für die Entfaltung äußerer Macht und raschen Widerstandes waren Zu- diese losen Formen um so ungünstiger, je fester und einiger sich die stände.nächsten Nachbarstaaten abgeschlossen hatten. Wie hätte diese lockere Föderation dem Übergewichte eines völlig konsolidierten, militärischen Einheitsstaates, wie der Ludwigs Xiv. war, widerstehen sollen, zumal da im Norden die Schweden ins deutsche Gebiet weit hereingeschoben, im Südosten die Türken, deren Paschas noch zu Budapest

10. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 220

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
220 habe. Offenbar aber griffen die Befchlüffe dem ersten und höch-sten Grundsätze der Bundesakte, der Unabhängigkeit der Einzelstaaten, an das Leben. Denn wenn man den Begriff der Sicherheit so weit ausdehnen durfte, wie hier geschehen, so konnte man von Bundeswegen, wo es nötig schien, ebensowohl wie Schule und Presse, auch Straf- und Prozeßrecht aller Einzelstaaten regulieren und zuletzt sämtliche Polizisten und Soldaten derselben in Eid und Pflicht der Bundesgewalt nehmen, alles zum Schutz der innern Sicherheit. Auf diesem Wege eröffnete sich für Kaiser Franz die Aussicht, nicht gerade, wie Metternich jubelte, die Stellung eines deutschen Kaisers zu gewinnen, wohl aber der Chef einer allmächtigen deutschen Polizei zu werden. Es war ein energisches Heilverfahren, welches Metternich zur Beschirmung der deutschen Souveräne gegen die demagogische Seuche anzuwenden gedachte. Die Frage war nur, ob den Patienten das Heilmittel nicht gefährlicher als die Krankheit erscheinen würde. In der That war eine große Anzahl der deutschen Höfe trotz ihres Abfcheues gegen Demagogen und Zeitungsschreiber mit dem Karlsbader Staatsstreich wenig zufrieden. Mehrere mißbilligten den Inhalt der dort gefaßten Beschlüsse, fast alle zürnten über die Rücksichtslosigkeit und Rechtswidrigkeit des Verfahrens. Selbst Bayern und Württemberg, welche doch so tapfer in Karlsbad mitgearbeitet hatten, empfanden nachher Bedenken über die Tragweite der dort bethätigten Grundsätze und die möglichen Konsequenzen für die Unabhängigkeit der Einzelstaaten. Unter diesen Umständen wurde eine in Berlin sich vollziehende Wendung entscheidend. Nicht aus Abneigung gegen Österreich, sondern ans Momenten der innern Politik ging sie hervor. Zwei große Fragen kamen dabei in Betracht. Das berühmte Gesetz vom 22. Mai 1815 hatte Preußen einr reichsständische Verfassung in Aussicht gestellt, zeitgemäße Neugestaltung der Provinzialstände und aus diesen hervorgehend eine Repräsentation des Volkes, Reichsstände mit beratender Stimme bei Gesetzen über Person und Eigentum, einschließlich der Besteuerung. Es war ein sehr mageres Gericht für den Hunger der liberalen Parteien: Volksvertreter, nicht vom Volke gewählt, mit enger Kompetenz und innerhalb derselben nur mit beratender, nicht mit beschließender Stimme. Indessen, wie immer beschaffen, eine Verfassung hatte das Gesetz dem Volke
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